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Bloß nichts mit Menschen...

Das dürfte so etwa Rosalies Gedanke bei der Berufswahl gewesen sein. Rosalie geht es dabei darum, den Kontakt mit Menschen zu reduzieren, weil sie Angst vor den Todesvisionen hat.

Mir ging es nach der Schule ähnlich, aus anderen Gründen. Ich hatte eher schlechte Erfahrungen mit Menschen, vor allem mit Lehrern und Mitschülern, deshalb wollte ich möglichst mit wenigen zu tun haben.

Meine erste Wahl war Informatik. Ich wollte Programmiererin werden und Rosalie hat sich tatsächlich auch für diesen Bereich entschieden, sie studiert Computerlinguistik. Rosalie steht noch am Anfang ihres Studiums und ob sie es zu Ende bringt, naja... 

Für mich war Informatik doch nichts, das war mir nach einer Woche Praktikum klar. Es war mir dann doch zu einsam so vor dem Bildschirm zu sitzen. So ganz ohne Menschen war also nichts 😉

Meine nächste Wahl war dann metallografisch-technische Assistentin: Laborarbeit, Proben, Metalle, Mikroskope, geradezu perfekt. Leider gehörten auch so sympathische Dinge wie Flusssäure und Salzsäure zum täglichen Leben. Was zu der Erkenntnis geführt hat, dass ich noch weniger mit Säuren arbeiten will als mit Menschen 😅

Rosalie hätte wohl eigentlich auch gerne mit Menschen zu tun, nur eben nicht mit zu vielen auf einmal und möglichst nicht mit solchen, die bald sterben...

Das macht die Berufswahl kompliziert (wobei die ohnehin nicht einfach ist)

Aber Rosalie findet letztlich auch eine Aufgabe, mit der sie gut zurecht kommt. Und bei der sie tatsächlich eher nicht mit Menschen zu tun hat. 

Ich bin inzwischen Bibliothekarin, was tatsächlich ein Beruf ist, bei dem man schon mit Menschen zu tun hat und den ich daher eigentlich nie ergriffen hätte. Bibliothek bedeutete für mich immer Stadtbücherei, Schulklassen herumführen, Kinderbücher vorlesen... Jetzt in ich in einer wissenschaftlichen Bibliothek, wo es in erster Linie darum geht, den Forschern ihre benötigte Literatur zu beschaffen. Da macht es mir sogar Spaß, mir den Leuten zu sprechen.

Es kommt eben immer ganz darauf an, was man mit dem Menschen zu tun hat 😂

Ausgehend von meinen Erfahrungen würde ich also niemandem raten, sich bei der Berufswahl auf die Frage zu versteifen, ob man mit Menschen zu tun haben will. Natürlich spielt diese Frage eine Rolle, vor allem bei sozialen Berufen. Aber es gibt viele Berufe, in denen man viel Kontakt zu Menschen hat, die aber von ganz anderen Dingen geprägt sind 😉